Fallback

Herzklappenoperationen

Im Herzen befinden sich vier Klappen (Aorten-, Mitral-, Trikuspidal- und Pulmonalklappe). Diese sind im wesentlichen Ventile, die dafür sorgen, dass das Blut in die richtige Richtung gepumpt wird. Durch "Abnutzung" oder bestimmte Erkrankungen kann es zu einer Verengung ("Stenose") oder einer Undichtigkeit ("Insuffizienz") einer oder mehrerer Klappen kommen. Dies führt zu einer weiten Bandbreite an Symptomen, wie Schwindel, Kurzatmigkeit, Leistungsverlust oder Herzrhythmusstörung. Unbehandelt entwickeln sich potentiell lebensbedrohliche Situationen wie Herzinsuffizienz oder maligne Herzryhthmusstörungen. 

Deswegen gibt es klare Richtlinien zur operativen Behandlung erkrankter Herzklappen, da durch Medikamente letztlich nur die Folgeschäden behandelt werden können. Wann immer sinnvoll möglich wird eine Rekonstruktion des körpereigenen Gewebes angestrebt, jedoch ist es oftmals unvermeidlich, die Herzklappe durch fremdes Gewebe oder Material zu ersetzen. Hierfür gibt es im Wesentlichen zwei Möglichkeiten:

Biologische Herzklappen bestehen aus Gewebe tierischen Ursprungs, wie beispielsweise vom Rind oder Schwein. Diese Art von Klappen hat den Vorteil, dass sie weniger anfällig für die Bildung von Blutgerinnseln sind und daher keine blutverdünnende Medikation erfordern. Allerdings haben sie in der Regel eine begrenzte Haltbarkeit, diese kann je nach Patient:In und betroffener Herzklappe variieren, generell wird von einer Haltbarkeit von 10 bis 15 Jahren ausgegangen. 

Mechanische Herzklappen werden aus diversen Materialien wie Kohlenstoff oder Titanlegierungen hergestellt. Sie können nicht durch Abnutzung kaputt werden, haben jedoch den Nachteil, dass sie ein erhöhtes Risiko für Blutgerinnselbildung mit sich bringen, was eine lebenslange Blutverdünnung erfordert. Mechanische Klappen sind aufgrund ihrer Haltbarkeit oft bei jüngeren Patienten oder bei Menschen mit spezifischen Herzklappenproblemen bevorzugt.

Beide Arten von Klappen haben somit Vor- und Nachteile, die sorgfältig mit dem behandelnden Arzt besprochen werden sollten, um die am besten geeignete Option für den individuellen Patienten zu bestimmen. Die Auswahl hängt von verschiedenen individuellen Faktoren ab, darunter das Alter des Patienten, die Lebenserwartung, die Wahrscheinlichkeit von Blutgerinnseln, bestehende Gesundheitszustände und persönliche Vorlieben. 



Aortenklappe:

Die Aortenklappe befindet sich zwischen der linken Herzkammer und der Hauptschlagader (Aorta). Sie ermöglicht den Blutfluss aus der Herzkammer in die Hauptschlagader und verhindert, dass das Blut während der Entspannungsphase des Herzens zurückfließt. Der chirurgische Aortenklappenersatz ist ein Verfahren, bei dem die erkrankte Aortenklappe des Herzens typischerweise durch eine künstliche oder biologische Klappe ersetzt wird. 

Bei ausgewählten Patient:innen kann die eigene Aortenklappe rekonstruiert werden. Dies geschieht durch bestimmte Nähte an den Klappentaschen. Manchmal ist auch der erste Teil der Hauptschlagader erweitert, auch hier ist eine rekonstruktive Operation (DAVID-Operation) möglich. Bei jungen Patient:innen kann die erkrankte Aortenklappe durch die körpereigene Klappe der Lungenschlagader ersetzt werden, sofern die Umstände dies sinnvoll erlauben (ROSS-Operation). 

Mitralklappe:

Die Mitralklappe liegt zwischen dem linken Vorhof und der linken Herzkammer. Sie reguliert den Blutfluss von der Lunge in die linke Herzkammer und verhindert, dass das Blut während der Kontraktion des Herzens zurückfließt.

Die Mitralklappe kann oftmals rekonstruiert werden, in unserem Zentrum sogar endoskopisch. Nur wenn eine Rekonstruktion nicht sinnvoll oder unmöglich ist, verwenden wir als Alternative einen Klappenersatz. Falls notwendig wird zusätzlich auch noch eine Ablation bei Vorhofflimmern oder ein Verschluss des linken Herzohres zur Embolie-Prophylaxe durchgeführt. 

Trikuspidalklappe:

Die Trikuspidalklappe befindet sich zwischen dem rechten Vorhof und der rechten Herzkammer, reguliert den Blutfluss aus dem Körper zurück in die rechte Herzkammer.  

Isolierte Erkrankungen der Trikuspidalklappe sind im Vergleich zu Erkrankungen anderer Herzklappen seltener. Die Trikuspidalklappe wird oft in Verbindung mit anderen Herzklappenproblemen behandelt, wie beispielsweise der Mitralklappe oder der Aortenklappe. 

In den allermeisten Fällen wird eine Funktionsstörung der Trikuspidalklappe mittels einer Rekonstruktion behandelt. In seltenen Fällen, falls die Klappe schwerwiegende Schäden aufweist und nicht repariert werden kann, ist auch hier der Einsatz einer biologischen oder mechanischen Prothese möglich.

Pulmonalklappe:

Die Pulmonalklappe trennt die rechte Herzkammer von der Lungenschlagader. Sie ist im Erwachsenenalter extrem selten relevant erkrankt. Im Kindesalter gibt es immer wieder Situationen, wo diese Klappe operativ behandelt werden muss. Meistens wird die Klappe mit umliegendem Gewebe ersetzt, in aller Regel durch biologisches (menschliches oder tierisches) Material. 



Generell basiert die Entscheidung für die jeweilige Operation auf einer Abwägung zwischen den potenziellen Risiken des Eingriffs und den zu erwarteten Vorteilen für den individuellen Patienten. Die Risiken können je nach Gesundheitszustand und anderen Faktoren variieren, und es ist wichtig, diese mit dem behandelnden Arzt zu besprechen.

Das Ziel jeder Klappenoperation ist die signifikante Verbesserung der Lebensqualität durch die Reduzierung von Symptomen und die Vermeidung lebensbedrohlicher Folgeschäden, was zu einer normaleren Herzfunktion und einer besseren Lebensperspektive führt. Die individuellen Risiken und Vorteile sollten jedoch in Absprache mit dem behandelnden Arzt sorgfältig abgewogen werden.