Fallback

Herzinsuffizienz Ambulanz

Chirurgische Behandlung der Herzinsuffizienz

Herzinsuffizienz (HI) ist eine der weltweit häufigsten Ursachen für Morbidität und Mortalität. Sie entsteht meist infolge struktureller oder funktioneller Herzveränderungen, die zu einer verminderten Auswurfleistung und erhöhten intrakardialen Drücken führen. Klinisch zeigt sich HI typischerweise durch Luftnot, eingeschränkte Belastbarkeit und Ödeme. Trotz erheblicher Fortschritte in Diagnostik und medikamentöser Therapie bleibt die Prognose ungünstig: Das fünfjährige Überleben liegt bei unter 50% [1].

Im modernen Verständnis ist HI als Systemerkrankung zu betrachten. Die Basis jeder Behandlung ist die medikamentöse neurohumorale Blockade. Laut der 2023 aktualisierten ESC-Leitlinien [2] besteht die medikamentöse Standardtherapie bei HFrEF aus vier Therapiesäulen: einem Angiotensin-Rezeptor-Neprilysin-Inhibitor (ARNI) oder ACE-Hemmer/ARB, einem β-Blocker, einem Mineralokortikoid-Rezeptorantagonisten (MRA) und einem SGLT2-Inhibitor. Diese Therapien sollten frühzeitig und möglichst rasch titriert werden, um Krankenhausaufenthalte und kardiovaskuläre Todesfälle zu reduzieren. Auch bei HFmrEF und HFpEF wird die Gabe von SGLT2-Inhibitoren (Empagliflozin oder Dapagliflozin) mit Evidenzklasse I A zur Reduktion von Hospitalisierungen empfohlen [2].

Innsbruck bietet mit seiner chirurgischen Herzinsuffizienzambulanz einen spezialisierten Ansatz zur Behandlung dieser komplexen Erkrankung. Seit 2017 werden Patient:innen mit eingeschränkter Pumpfunktion dort individuell betreut.

Ziel ist es, durch eine strukturierte, interdisziplinäre Evaluation und Vorbereitung die Ergebnisqualität chirurgischer Eingriffe zu verbessern und das individuelle Risiko-Nutzen-Verhältnis zu optimieren.


Therapieprinzipien

Die chirurgische Behandlung verfolgt das Ziel, Lebensqualität und Belastbarkeit zu verbessern, Hospitalisierungen zu reduzieren und das Überleben zu verlängern. Sie basiert auf einer differenzierten Indikationsstellung und umfasst drei zentrale Verfahren:

  1. Revaskularisation (Bypasschirurgie)
    Bei ischämischer Kardiomyopathie kann eine operative Myokardrevaskularisation die Ventrikelfunktion verbessern, insbesondere bei vitalem Myokard. Die STICH-Studie belegt eine signifikante Überlegenheit der chirurgischen Revaskularisation gegenüber alleiniger medikamentöser Therapie bezüglich Langzeitüberleben [6].
  2. Klappeneingriffe
    Insbesondere die sekundäre Mitralklappeninsuffizienz (MI) bei dilatativer Kardiomyopathie kann durch Annulusdilatation und subvalvuläre Veränderungen entstehen. Ein chirurgischer Klappeneingriff kann den pathologischen circulus vitiosus unterbrechen, das Ventrikelremodeling positiv beeinflussen und die Prognose verbessern. In spezialisierten Zentren kann dies auch minimal-invasiv erfolgen.
  3. Ventrikelrekonstruktion und andere Eingriffe
    Bei linksventrikulärem Aneurysma oder übermäßigem Ventrikelvolumen kann eine chirurgische Rekonstruktion die Geometrie und Wandspannung verbessern. Subgruppenanalysen der STICH-Studie zeigten, dass eine suffiziente Volumenreduktion mit einem Überlebensvorteil einhergehen kann [6].


Strukturierte Betreuung in Innsbruck

Die chirurgische Herzinsuffizienzambulanz in Innsbruck ermöglicht eine strukturierte Beurteilung komplexer Patient:innen mit systolischer Pumpfunktionsstörung. Etwa 50% der betreuten Patient:innen weisen eine mittlere (LVEF 30-40%), rund 25% eine schwere Einschränkung der linksventrikulären Funktion (LVEF <30%) auf. Hauptursachen sind ischämische Kardiomyopathie, Aortenstenose, funktionelle Mitralinsuffizienz und hypertrophe obstruktive Kardiomyopathie.

Das präoperative Management umfasst die Identifikation und gezielte Beeinflussung modifizierbarer Risikofaktoren wie Diabetes mellitus, Anämie, Niereninsuffizienz, Malnutrition, pulmonale Hypertension oder COPD. Bestehende medikamentöse Therapien werden leitliniengerecht optimiert [2], spezifische Bildgebung und kardiopulmonale Diagnostik erfolgen interdisziplinär. Erst nach Erreichen eines stabilen klinischen Zustands erfolgt eine differenzierte Bewertung der Operabilität und Nutzen-Risiko-Abwägung.

Alle Entscheidungen erfolgen in enger Abstimmung mit Kardiologie, Anästhesie, Intensivmedizin und weiteren Fachbereichen. Nach dem operativen Eingriff werden die Patient:innen strukturiert nachbetreut, mit ambulanten Kontrolluntersuchungen nach sechs und zwölf Monaten. Dabei werden sowohl die Lebensqualität als auch das funktionelle Ergebnis und die Therapietreue evaluiert. Die Nachsorge erfolgt in Kooperation mit zuweisenden Kardiolog:innen und Hausärzt:innen.

Fazit

Die chirurgische Therapie der Herzinsuffizienz bietet in ausgewählten Fällen eine wertvolle Behandlungsoption. In Innsbruck steht dafür ein spezialisiertes Zentrum zur Verfügung, das durch strukturierte Abläufe, interdisziplinäre Zusammenarbeit und hohe klinische Expertise individuelle Behandlungskonzepte mit sehr guten Ergebnissen realisieren kann.

Literatur:
[1] WHO. The top 10 causes of death. https://www.who.int/news-room/fact-sheets/detail/the-top-10-causes-of-death(2018).
[2] McDonagh TA, Metra M et al. 2023 Focused Update of the 2021 ESC Guidelines for the diagnosis and treatment of acute and chronic heart failure. Eur Heart J. 2023;44(37):3627-3639. doi:10.1093/eurheartj/ehad195.
[3] Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV). Nationale VersorgungsLeitlinie Chronische Herzinsuffizienz. Version 3, 2017.
[4] Kawajiri H et al. High-risk cardiac surgery as an alternative to transplant or mechanical support in patients with end-stage heart failure. J Thorac Cardiovasc Surg. 2017;154:517-525.
[5] Hassanabad AF, MacQueen KT, Ali I. Surgical Treatment for Ischemic Heart Failure (STICH) trial: A review of outcomes. J Card Surg. 2019;34(12):1075-1082.
[6] Large SR. Surgery for heart failure. Heart. 2007;93(4):392-402.


Ambulanzzeiten:                       Mittwoch     08:30 - 10:30 Uhr
                                                 Donnerstag  13:00 - 15:30 Uhr

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