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Herzkranzgefäße

 

Die koronare Bypassoperation (coronary artery bypass graft, CABG) stellt die häufigste Herzoperation in westlichen Industrienationen dar und gehört zu den am meisten lebensverlängernden chirurgischen Interventionen.

Ziel dieser Operation ist es die Durchblutung des Herzmuskels wiederherzustellen indem sog. Umgehungskreisläufe zur Durchblutungsverbesserung von schwer verengten oder verschlossenen Herzkranzarterien geschaffen werden.

Diese Umgehungskreisläufe (sog. „Bypässe“) können nur durch die Verwendung autologer (d.h. patienteneigener) Gefäße hergestellt werden, da künstliche Gefäßersatzmaterialien aufgrund der kleinen Durchmesser und Flüsse in den Herzkranzarterien nicht angewendet werden können. Diesbezüglich kommen die sog. „Brustwandarterien“ (A. thoracica interna), die Radialisarterien des Unterarms, sowie die Verwendung der großen oberflächlichen Beinvene (V. saphena magna) zum Einsatz.

Besonderer Fokus und Expertise im Bereich der Koronarchirurgie an unserer Abteilung besteht im Bereich der multiplen Versorgung des Herzens mit arteriellen Bypassgefäßen. Dies zeigt sich in der  - im nationalen und internationalen Vergleich – überdurchschnittlichen Verwendung der sowohl rechten Brustwandarterie sowie der Radialisarterie. Kommen im internationalen Vergleich lediglich in 4% aller Koronarbypassoperationen die rechte Brustwandarterie und in ca. 8% weltweit die Radialisarterie zum Einsatz so wurden in den letzten 16 Jahren an unserer Abteilung in 35  % aller Koronarbypassoperationen mehrfach arterielle Grafts zur Versorgung der Herzkranzgefäße herangezogen. Insbesonders die Rekrutierung der rechten Brustwandarterie zur zusätzlichen arteriellen Koronarversorgung stieg von 9,2% im Jahr 2001 auf 43,5% im Jahr 2016.

So zeigen internationale Studien zur Langzeitoffenheitsrate von koronaren Bypassgefäßen einen deutlichen Vorteil sowohl der zusätzlichen Verwendung der rechten Brustwandarterie als auch der Radialisarterie im Vergleich zur Verwendung der Beinvene. Langzeituntersuchungen unserer Abteilung - sowie im Rahmen von internationalen Projekten mit sowohl amerikanischen, europäischen und australischen Zentren an denen unsere Abteilung partizipiert – zeigten einen deutlichen Überlebensvorteil, weniger kardiovaskuläre Ereignisse sowie geringere Raten einer Interventionsnotwendigkeit bei multipler arterieller Bypassversorgung verglichen zum internationalen Standardverfahren mit Verwendung lediglich 1 arteriellen Bypasses.

 

 

 

 

Wichtige Begriffe:

 

(aorto-) koronarer Bypass

In den meisten Fällen findet die Operation am offenen Herzen unter Verwendung der Herz-Lungenmaschine statt. Als Überbrückung dienen Venenstücke aus Unter- bzw. Oberschenkel (aortocoronarer Bypass), oder eine Umleitung der Brustwandarterie (Arteria mammaria interna Bypass). Das Brustbein wird in der Mitte der Länge nach durchtrennt, das Herz mit der Herz-Lungenmaschine verbunden und während der Operation stillgelegt. Die entnommenen Venenstücke werden auf die richtige Länge gebracht und zwischen Aorta (Hauptschlagader) und Herzkranzgefäß (Koronararterie) eingesetzt. Die Brustwandarterie (Arteria mammaria, arteria thoracica interna) behält ihren Ursprung und wird umgeleitet, d.h. das Ende wird auf das betreffende Herzkrankgefäß genäht.

 

 

off-pump coronary artery bypass = Bypassoperation am schlagenden Herzen ohne Herz-Lungenmaschine

Im Gegensatz zur klassischen Koronararterien-Bypass-Operation wird dabei am schlagenden Herzen, unter Verzicht auf die Herz-Lungenmaschine operiert. Das Herz wird im Bereich der geplanten Bypassanlage, sowie an der Herzspitze durch einen Stabilisator fixiert. Diese Operationstechnik bietet in bestimmten Risikosituationen Vorteile, im Regelfall ist sie der Operation mit Herzlungenmaschine jedoch nicht überlegen, birgt aber bestimmte Risiken.

 

 

MIDCAB = minimal invasive direkte coronararterielle Bypassoperation

Hier wird ein kleiner Hautschnitt unterhalb der linken Brustwarze durchgeführt. Über diesen Zugang wird die linke Brustwandarterie präpariert und als Bypass-Gefäß auf das verschlossene oder verengte Gefäß an der Herzvorderwand genäht. 

Die Durchführung ist allerdings limitiert auf Patienten, die keine Bypässe auf die Blutgefäße an der Hinterwand des Herzens benötigen, weil diese über den kleinen Zugang kaum zugänglich sind.