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Minimal invasive Klappenoperationen

MINIMAL INVASIVE  KLAPPENOPERATIONEN

 

Seit vielen Jahren ist der Standardzugang für Herzklappenoperationen an unserer Klinik ein minimal invasiver, d.h. dass in den meisten Fällen für Klappenoperationen – Klappenersatz oder –rekonstruktion – keine komplette Sternotomie (= Durchtrennung des Brustbeins in ganzer Länge), sondern entweder eine komplette Vermeidung des Brustbeins durch Verwendung eines kleinen Schnittes seitlich zwischen den Rippen oder nur eine teilweise Spaltung des Brustbeins (sogenannte partielle Sternotomie) erforderlich sind.

 

Mitralklappenoperationen werden bevorzugt von der Seite total endoskopisch durchgeführt.

 

 

Seit 2014 verwenden wir dazu die modernste 3D Videotechnologie und können damit den Schnitt auf wenige Zentimeter reduzieren, der Chirurg schaut nicht mehr direkt ins Operationsfeld, sondern seine „Augen“ befinden sich innerhalb des Brustkorbs, meist sogar innerhalb des Herzens, so dass eine unglaublich gute Visualisation entsteht und sogar Details erkennbar werden, die einem bei direkter Sicht entgehen würden. Über diese Vorteile für Patienten und Chirurgen hinaus haben alle Mitglieder des Operationsteams exakt die gleiche Ansicht des Operationsgebiets, da ja nicht mehr der Operateur sondern die Kamera „sieht“.

 

 

Man kann sich leicht vorstellen, dass sich damit völlig neue Dimensionen für Ausbildung und Schulungen ergeben haben. In mehr als 98% der geeigneten Patienten kann auf diese Weise die Mitralklappe erfolgreich repariert (= rekonstruiert) werden; wenn die Klappe durch die zugrundeliegende Erkrankung bereits weitgehend zerstört ist, kann sie auch über den kleinen Zugang ersetzt werden. Die Rate ernster Komplikationen ist bei dieser Operation sehr gering, dennoch darf man „minimal invasiv“ nicht mit minimaler Operation gleichsetzen, es handelt sich immer noch um eine große Herzoperation, allerdings mit nur sehr kleinen Schnitten.

Nicht alle Patienten mit Mitralklappenerkrankungen sind für die total endoskopische Technik geeignet, z.B. wenn Verkalkungen der Klappe oder der Hauptschlagader (Aorta) bestehen.

 

 

 

 

Für diese Patienten ist meist eine partielle Sternotomie eine ausgezeichnete Alternative, da dabei die Vorteile einer Operation von vorne gewährleistet sind und man mit geeigneten Instrumenten dem Kalk zu Leibe rücken kann, andererseits aber durch Erhalt der Unversehrtheit des unteren Brustbeinanteils die Architektur des Brustkorbs besser erhalten wird, was sich wieder auf die Atemfunktion nach der Operation sowie auf die gesamte Erholung sehr positiv auswirkt. Man weiß heute ganz klar, dass Patienten mit minimal invasiver Operation kürzer auf der Intensivstation behandelt werden müssen, ein indirekter Beweis dafür, dass minimal invasive Operationen nicht nur kosmetisch besser ist, sondern auch funktionell große Vorteile haben. Insgesamt können heute mit geeigneter Technik und Erfahrung die allermeisten Mitralklappenoperationen, häufig auch kombiniert mit Operationen ann der Aortenklappe oder Trikuspidalklappe minimal invasiv erfolgen.

Für die Aortenklappenoperation gilt ähnliches. Hier verwenden wir meist die partielle Sternotomie als Zugang, der Zugang von der Seite (Minithorakotomie) ist ebenfalls möglich, bietet aber keine sicheren Vorteile und ist technisch sehr anspruchsvoll.

Insgesamt ist eine komplette Durchtrennung des Brustbeins für die genannten Operationen nur bei wenigen Patienten erforderlich, kann aber dennoch eine gute Lösung in bestimmten Fällen darstellen.

Nicht zu verwechseln ist die minimal invasive Operation mit einer Intervention: hier wird mittels eines Kathetersystems über die Gefäße in der Leiste oder Arme eine Korrektur der Klappenerkrankung ohne Operation im eigentlichen Sinne durchgeführt. Am häufigsten wird dabei ein Aortenklappenersatz durchgeführt, eine sogenannte TAVI (= Transcatheter Aortic Valve Implantation). Aber auch Mitralklappenerkrankungen können in ausgewählten Fällen mittels der interventionellen Kathetertechnik behandelt werden. Grundsätzlich gilt die chirurgische Operation immer noch als goldener Standard für die Behandlung Klappenerkrankungen, in ausgewählten Fällen ist jedoch die Katheterintervention vorzuziehen.

Die minimal invasive Operation der Aortenklappe wurde an unserer Klinik bereits 1997 erstmalig angewendet, mit zunehmender Erfahrung und der Entwicklung neuer Techniken sowie neuer Klappenprothesen jedoch zunehmend und stellt heute den Standard dar. Die minimal invasive Mitralklappenoperation wurde 2001 eingeführt.

Auf Grund unserer langjährigen Erfahrung auf diesem Sektor und der daraus erwachsenen Kompetenz gelten wir sowohl national als auch international als Referenzzentrum für minimal invasive Klappenoperationen.

 

Welche PatienINNen brauchen eine Klappenoperation: Grundsätzlich sind Beschwerden, wenn sie auf eine Herzklappenerkrankung zurückzuführen sind, der häufigste Grund eine Operation zu empfehlen. Meist ist dies Atemnot schon bei geringerer Belastung. Andere typische Symptome sind Angina pectoris (Brustengegefühl), kurze Bewusstseinsverluste oder Schwindel, eingeschränkte Leistungsfähigkeit, schlechtere Erholung bzw. längere Erholungsphasen, Herzrhythmusstörungen.

Weiters kann man eine Operation wie z.B. eine Mitralklappenrekonstruktion auch dann empfehlen, wenn die Undichtigkeit der Klappe hoch ist, was man mittels Echokardiographie (Herzultraschall) eindeutig nachweisen kann und das Risiko der Operation sehr gering (leider ist es niemals null) und die Wahrscheinlichkeit einer erfolgreichen Rekonstruktion, d.h. Reparatur der eigenen Klappe, über 95% liegt. Dies ist deshalb sinnvoll, da es keine wirksame medikamentöse Behandlung dieser Erkrankung gibt und weil Warten auf das Auftreten eindeutiger Beschwerden bereits mit irreversiblen Schäden am Herzen verbunden sein kann.